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Mittwoch, April 20, 2005

Fumetto 05 in Luzern

Ein Reisebericht

Nun bin ich schon fast seit einer Woche hier, und da wird es wohl langsam mal Zeit für einen kleinen Bericht. Nachdem die erste Vorhut der Herrensahne bereits letzten Mittwoch gen Luzern startete, ordneten wir die Massen an CD-Hüllen für unser Exponat für den Transport und die Montage.


Ein großer Kubus sollte es werden, über den wie in einem Kreuzworträtsel die unterschiedlichsten Geschichten laufen. Jeder hatte in den letzten Wochen für sich gearbeitet, die neuen Panels auf eine extra erstellte Seite hochgeladen, worauf dann wiederum andere Geschichten mit den neuen Bildern verknüpft werden konnten. So sind ca. 600 unterschiedliche Panels entstanden. Der gesamte Kubus besteht aus ca. 1000 CD-Hüllen. Nun denn, wo war ich? Schließlich war alles verpackt und am Donnerstag morgen ging's dann Richtung Luzern, und schon mittags erreichte uns die erlösende Nachricht, daß bereits die die Grundkonstruktion aufgestellt war. So konnte man's dann ruhig angehen und in sich nach der Einweisung durchs Festivalteam und nachdem jeder in seinem Individuellen Quartier untergebracht war, an die Montage der Hüllen begeben.



Als optimal stellte sich der Ausstellungsort leider nicht heraus, wir sind in einem riesigen runden Raum untergebracht in dessen Mitte sich ein Bar befindet, die sich später als nicht sonderlich kooperativ herausstellen sollte. Vor allem wirkten unsere orangen CD-Außenhüllen im dunklen Barlicht eher stumpf und so gab's dann auch schon die ersten wilden Diskussionen über das zukünftige Erscheinungsbild unseres Exponats. Schließlich liessen wir's aber dabei bewenden und verzogen uns lieber in die Jazzkantine, wo's so voll war, daß wir draußen Platz nehmen mussten und gleichzeitig feststellen mussten, daß die Luzerner Nächte 'ne ganze Spur kälter sind als die Tage. Danach ging's noch zum Storchen, wo wir aber auch nicht mehr lange blieben, alle waren doch recht hinüber von Fahrt und Aufbau, und ich mußte mich noch leider auf einen längeren Heimweg einstellen, denn ich war alleine und ein bißchen außerhalb im Luzerner Ghetto untergebracht,

allerdings ist mein Gastgeber sehr nett, und so macht's das wieder wett. Außerdem gibt's hier eine DSL-Flatrate, was es mir unter anderem möglich macht, diese Zeilen überhaupt zu schreiben...
Der Freitag startete mit Bombenwetter, und nachdem der Kubus endlich fertiggestellt war, ging's zum See, wo sich Luzern von seiner allerschönsten Seite zeigte. Die Fotos sprechen wohl für sich.



Leider war das der letzte schöne Tag, den wir seitdem erleben durften. Seitdem ist es saukalt und regnerisch, wenn ich heute aus meinem Fenster schaue, regnet es auch wieder Bindfäden.
Den Freitagabend verbrachten wir zunächst mit gemeinsamer Spaghettisession in der Wohnung, die zur hiesigen Fachhochschule gehört und wo einige von uns zusammen mit u.a. dem mittlerweile recht bekannten Comiczeichner Mawil untergebracht waren. Im Anschluß ging's ins San Jose, wo die offizielle Fumetto-Lounge lokalisiert ist, der ständige Treffpunkt aller Comicinteressierten während des Fumetto.

Morgens kommt die Schreckensmeldung, daß zahlreiche der Cd-Cover unten liegen. Im Bourbaki, unserem Ausstellungsort, findet ein Kidnerfilmfestival statt und die liben Kleinen spielen natürlich nur zu gern an unserem schönen Exponat herum, leider ist er nicht dafür gemacht und wir entschliessen uns, von unserem usrprünglichen und viel diskutierten Konzept Abschied zu nehmen und alle Hüllen zuzuschrauben. Die damit verbundene Geräuschkulisse passt dem Barbesitzer gar nicht und so gibt's zum wiederholten Male lautstarke Diskussionen. Wegen der zahlreichen widrigen Umstände taufen wir unser Objekt vorrübergehend 'Object fatale'.
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Der übrige Tag gehörte den Ausstellungen und ich kann leider gar nicht auf alle eingehen, auch wenn ich das gern tun würde, aber es sind einfach zuviele. Um sich mal die Dimensionen dieses Festivals klarzumachen: 22 Hauptausstellungen, das sind Themenausstellungen oder Arbeiten von international bedeutenden Künstlern und dazu kommen 20 Satellitenausstellungen, zu denen auch wir gehören, plus weitere 29 Schaufensterpräsentationen. Die Stadt IST quasi ein einziger großer Comic. Hinzu kommt, daß die Altstadt bezaubernd ist mit ihren verwinkelten Gässchen, große wie kleine Brücken führen über die Reuss, dazu der riesige See und und die Festungsanlagen und darüber thronen majestätisch die Berge. Das reinste Disneyland...
Abends dann Kontrastprogramm: Im Sedel, dem ehemaligen Luzerner Gefängins vor der Stadt spielen die Monsters und die Baseball Furies wilden Garagenpunk und der Alkohol fliesst in Strömen. An diesem Abend stellt sich heraus, daß ich einen Doppelgänger besitze und so haben wir unseren eigenen 'Zaphod Beeblebrox (Per Anhalter durch die Galaxis) lookalike-Contest' gestartet.

Aber anstrengend ist das alles auch, wie man sieht...

Am nächsten Tag dann reichlich gerädert zu zweiten Sitzung Signierstunden. Nun, die Massen strömen nicht gerade zu unseren Plätzen. Insgesamt verläuft auch der Verkauf unserer neuen Hefte eher schleppend. Ob's daran liegt, daß man im offiziellen Shop des Festivals keine Möglichkeit hat, in direkten Kontakt mit etwaigen Käufern zu kommen, oder ob dadurch, daß das Heft direkt an der Kasse liegt, keiner drin blättern kann, man weiß es nicht. In jedem Fall ist die Konkurrenz riesig. Ich könnte Hunderte Schweizer Franken ausgeben, so schöne Hefte fernab des Mainstreams stehen zu Wahl, ich hab mir noch gar nichts gekauft, ich muß mich noch entscheiden. Bloß keinen Fehler machen. Ach stimmt doch gar nicht, ich meinte Bücher. Ein wunderbares Rock'n'Roll Plakat aus einer der Ausstellungen hab ich erworben, und auch mit Zeichnung und Signatur vom Künstler erworben, einer der wenigen, über dessen Qualität sich alle einig waren....

Neben diesem fand ich bisher besonders die Ausstellungen von Mawil, der seinen Ausstellungsraum zu seinem alten Bandproberaum umfunktioniert hat, die Ausstellung 'Klassenfahrt', die einen ähnlich autobiographischen Inhalt hat und wie ein großer Gemeinschaftsschlafsaal rüberkommt, die Arbeiten von MAX aus Spanien und Edmond Baudoin im altehrwürdigen Schweizer Hof und die Auszüge aus BLAB! dem amerikanischen Avantgarde Comic-Magazin bemerkenswert. Aber wie gesagt, das ist nur ein Bruchteil.
Nun ich sitze immer noch in meiner Signierstunde zusammen mit Anke, wunderschöne Schweizer Mädchen schlendern durch die unterkühlten Hallen des Festivalzentrums Kornschütte, aber keine will vorbeikommen und sich was zeichnen lassen. Dabei würde ich alles zeichnen, sogar Fahrräder, dich gar nicht zeichnen kann. Naja, so bleibt's bei sehnsuchtsvollen Blicken.
Mittlerweile ist die Hälfte unserer Crew wieder abgereist und so sind wir noch zu fünft. Seitdem sind die Tage und Abende ruhiger, aber nicht weniger unterhaltsam geworden. Tagsüber schlendert man frierend durch die Altststadt durch Ausstellungs- und Ladenlokale und freut sich auf den Frühling,

abends setzt man sich meist in der Fumetto-Lounge zusammen. Besonders schön war ein weiterer Abend in der Studentenwohnung mit Stars und Sternchenzeichnern, an dem wir einige sehr witzige Jam-comics fabriziert haben.




Tja, und heute sind die letzten drei abgereist, und ich bin alleine hier. Was nicht weiter schlimm ist, denn die Zeichnerkollgen sind allesamt recht zutraulich und so steht weiteren lustigen Abenden nichts im Wege. ich bleibe gespannt...
Übrigens: es regnet noch immer...


Die komplette Photopackung gibt's hier

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